Den Fluchtursachen auf der Spur

Viele Informationen für Thuiner Schüler im Missio-Truck
3. September 2018

Der Missio-Truck hat vor den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Thuine haltgemacht. Darin sind vielfältige Informationen über Flüchtlinge und Fluchtursachen aufgearbeitet. Die Lehrerinnen Astrid Hemken, Elisabeth Döpke und Jutta Höving haben den Lkw nach Thuine geholt, um ihren Schülern die Auseinandersetzung mit dem Thema zu ermöglichen.

Von Christiane Adam

Thuine Heute schon aufs Smartphone geschaut? Ohne das Erz Coltan würden kein Smartphone und auch kaum ein anderes modernes elektronisches Gerät funktionieren. Etwa ein Drittel der weltweiten Erzförderung findet in der Demokratischen Republik Kongo statt, allerdings mit weitreichenden negativen Folgen für die Bevölkerung. „Der Kongo ist das rohstoffreichste Land der Welt. Gleichzeitig gehört die Bevölkerung zu den ärmsten weltweit“, prangert Christian Ndala an.

Der Kongolese hat in Deutschland promoviert und tourt derzeit als pädagogischer Mitarbeiter im Auftrag von Missio mit dem Truck durch die Republik. Bevor die Schüler sich in dessen Inneres begeben, erhalten sie von Ndala eine Einführung in die Thematik. „Die Geschichte des Kongos ist eine Ausbeutungsgeschichte. Kautschuk, Elfenbein, und heute eben Coltan. Der Krieg, der im Kongo wütet, ist keineswegs ein ethnischer Krieg, sondern ein organisierter Wirtschaftskrieg“, schildert er. Auf die Frage: „Was können wir tun?“, antwortet er: „Als Erstes informieren. Im Kongo sind bereits acht Millionen Menschen gestorben, das ist der blutigste Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg.“

Sich informieren über Flüchtlinge und Fluchtursachen, das haben vorher bereits Leon Becker aus Fürstenau und seine Mitschülerinnen getan. „Ich habe über die Zeit verschiedene Flüchtlinge kennengelernt und nur gute Erfahrungen gemacht. Woher kommen so viel Rassismus und Ablehnung in Deutschland?“, fragt sich der Schüler der Klasse 12Q. Mit Flüchtlingen gearbeitet habe sie an ihrer vorigen Schule, berichtet Wiktoria Kapella. „Uns ging es auch darum, Respekt für den Weg der Menschen zu zeigen. Ich komme selber nicht aus Deutschland und weiß, wie schwer es ist, die deutsche Sprache zu lernen“, erzählt die in Polen geborene Frerenerin.

„Der Missio-Truck hat mir noch einmal die Augen dafür geöffnet, dass der Krieg im Kongo mit unserem Handykonsum zusammenhängt. Wir achten gar nicht darauf, wo die Rohstoffe herkommen und dass so viele Menschen dafür leiden müssen“, bekennt Lea Leifeling aus Freren. Dass der Missio-Truck Informationen aus afrikanischen Ländern bietet, findet Larissa Heberle interessant. „Es heißt oft, Flüchtlinge aus Afrika kämen nur des Geldes wegen, aber dass es auch in Afrika Verfolgung und Krieg gibt, sollten viel mehr Menschen sehen“, meint die Lingenerin.

Wie so ein kongolesisches Schicksal aussehen kann, zeigt der Missio-Truck in einem multimedialen Rundgang. Frieda Kruse ist Studentin für soziale Arbeit in Münster und begleitet Ndala auf seiner Mission. Ihre Aufgabe ist es, die Schüler durch den Truck zu leiten. „Wir haben hier einige exemplarische Biografien von Männern und Frauen, aus denen sich die Besucher eine aussuchen können. Mittels des QR-Codes erfährt man dann in den einzelnen Kabinen einiges über die Fluchtursache, das weitere Schicksal und die Optionen, die diese Person hat“, erläutert Kruse. Solch ein Schicksal durch die einzelnen Stationen über das Dorf, in dem der Krieg ausbricht, den Fluchtwagen und das Fluchtziel mitzuverfolgen ist für die Besucher  mehr als nur ernüchternd.

„Wir haben hier an der Schule auch immer mehr Flüchtlinge. Unsere jungen Menschen müssen lernen, damit zu leben. Indem wir das Thema aufgreifen, plädieren wir für eine offene Gesellschaft“, unterstreicht Hemken. Ndala ist zufrieden: „Die Reaktionen der Schüler sind sehr gut. Das ist motivierend für uns.“ [NOZ, 06.09.2018}